Xian, 8888 km
An meinem "Ruhetag" in Dunhuang radelte ich ohne Gepaeck 25 km zu den sog. Mogao Hoehlen. Dort haben buddhistische Moenche vor ueber 1000 Jahren etwa 500 Hoehlen aus dem Fels geschlagen und mit Bildern und Skulpturen geschmueckt. Etwa 20 davon sind heute fuer Besucher geoeffnet. Ziemlich beeindruckend, wenn man vor einer 33m hohen Buddha-Statue steht und diese aus der Frosch-Perspektive betrachtet. Allerdings wird das ganze sehr touristisch ausgeschlachtet und horrend teuer, 180 Yuan Eintritt, was etwa 21,50 Euro entspricht.
Auf dem Hinweg war es schon sehr windig, auf dem Rueckweg hat der Wind sich dann zum Sturm ausgewachsen und blies auf den 15 km durch die Wueste den Sand ueber die Strasse. So musste ich gegen einen seitlich kommenden Sandsturm ankaempfen. Die restlichen 10 km waren dann Rueckenwind. Innerhalb der Stad, wo Baueme und Haeuser den Wind bremsen, war das ganze ertraeglich.
Den ebenfalls geplanten Besuch auf der suedlich von Dunhuang liegenden riesigen Sandduene habe ich dann abgeblasen. Eine 3/4 Stunde gegen den Sandsturm waren dann genug.
Am naechsten Tag gings weiter gen Osten. Wie leicht kann doch radeln sein. Der Wind hatte um 180 Grad gedreht und kam fuer mich guenstig direkt und kraeftig blasend aus Westen. Die 100 km Wueste bis zum naechsten Ort waren in knapp 4 Stunden abgespult und dann noch weitere 100km auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Nach 200 km tauchte neben der Autobahn ein maechtiger Turm mit grosser Befestigungsmauer auf. Das musste ich doch anschauen. Die grossen Gebaeude enthileten das Museum zur Anlage und im waren die Nachbildung einer frueher dort gelegenen Festungsanlage aus dem 16. Jhdt, von der man noch die Reste sehen konnte. Die Festung schuetzte die dort vorbeifuehrende Seidenstrasse.
Obwohl es schon 19 Uhr war, war die Anlage noch offen. Die Verwalter der Anlage betrieben nebenbei noch einen kleinen Laden in der Eingangshalle, weil es dort sonst ausser Tankstelle und ein paar Werkstaetten nichts gab. Ich war der einzige Besucher und bekam vom Chef sogar eine private Fuehrung durch das schoen gestaltete Museum. Allerdings nur auf chinesisch plus Gesten. Ich denke ich habe schon einiges richtig verstanden. Dann noch durch die Ruinen der Anlage.
Meine Frage nach einem Schlafplatz wurde auch positiv beantwortet. Die Alternative waere 50 km weiter gewesen, was dann trotz Rueckenwind etwas zu weit war. Ich bekam ein Bett im Ticketschalter, ein kleiner Raum am Fusse des grossen Befestigungsturms.
Am naechsten Tag kam ich dann nach Jiayuguan im Hexi-Korridor. Dort ist das westliche Ende der grossen Mauer aus der Ming-Zeit (16. Jhdt) und der Ort wird als Eingang zu den eigentlichen "inneren" Provinzen Chinas gesehen. Ausserhalb war wildes Barbarenland.
Im Jiayuguan hat es ein gut erhaltenes bzw. restauriertes Fort und ein Stueck der dort beginnenden Mauer.
Das war fuer mich nun das eigentliche Ersatzziel, da es auf Grund der Ereignisse in Kirgistan und des dadurch noetigen Umwegs klar war, dass ich das eigentliche Ziel Xian mit dem Rad innerhalb der zur Verfuegeung stehenden 3 Monate nicht mehr erreichen konnte. Vorher leider noch der 5. Platten auf dem Parkplatz des Forts, wieder mal ein Draehtchen aus einem geplatzten Reifen.
Das eigentliche Ende zwei Tage spater war dann eher unspektakulaer. Wollte eigentlich die 9000 km voll machen, aber dann waere ich mitten zwischen 2 groesseren Orten gewesen und waere von dort nicht per Zug weggekommen. Haette also noch einen weiteren Tag fahren muessen, aber dann waere die Zeit in Xian zu kurz gewesen. Deshalb bin ich bis Zhangye gefahren, und habe waehrend des Tags noch nicht gewusst, dass das der letzte Radeltag war. Erst am Abend habe ich mich entschlossen, am naechsten Tag zu schauen, ob ich eine Zugfahrkarte bekomme. Das hat geklappt fuer den nachmittag. Softsleeper, was unserem Schlafwagen entspricht, mit 4 Personen pro Abteil. Habe dann noch den grossen Buddhatempel in Zhangye besichtigt und bin rausgefahren zum 7 km vom Zentrum entfernten Bahnhof. So waren es bis ich in den Zug gestiegen bin exakt 8888 km, ohne Trickserei, dass es eine solche Schnapszahl wird.
Nach 19 h im Zug kam ich dann nach Xian, wo ich nun 3 Tage war. Die Terracotta-Armee am Grabmal des ersten chin. Kaisers habe ich natuerlich auch besichtigt.
Morgen gehts nach Shanghai, leider per Sleeper Bus, weil kein Zugticket verfuegbar war. Alle Welt will nach Shanghai. Habe mit Muehe ein teures Zimmer fuer die erste Nacht gekriegt. Muss dann weitersuchen, wenn ich dort bin.
Gestern nochmals 14 km mit dem Rad auf der Stadtmauer rund um die Altstadt von Xian, also nun km 8902. Allerdings mit geliehenem (Schrott-) Rad, weil das eigene schon per Zug voraus nach Shanghai unterwegs ist.
Wie ist der Abschied vom Rad bzw. Radfahren im Land der Radler? Ein Befreiungsschlag nach Tausenden von km? Oder eher Wehmut? Oder ein Luxusgefühl mit Bahn und Flieger unterwegs zu sein?
Ja und nein. Weniger anstrengend, aber man ist auf dem Rad sein eigener Herr und faehrt genau dort hin wo man will und ist ist nicht auf Buslinien und Fahrplaene angewiesen. Von allem etwas und doch wiederum nicht.
Die letzten Tage war die Luft ein wenig raus (Sowohl gefuehlsmaessig wie durch haeufige Platten) und die Vorfreude auf Zuhause da.
China ist kein Land der Radfahrer mehr, eher der Mopedfahrer.
Es gibt zwar in der Stadt noch Radler, aber nicht uebermaessig viele. Was es oefters gibt sind diese dreiraedrigen Transportraeder mit Ladeflaeche hinten und einige wenige Rikschas.
Sonntag, 8. August 2010
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