Freitag, 2. Juli 2010

Durch Tadschikistan

So, bin nun schon mitten im Pamir in Khorog auf 2050 m. Km Stand 5046.

Von Samarkand gings ueber die Grenze zu Tadschikistan nach Penzikent. Dann auf sehr schlechter Strasse durch die Fan-Berge im Prinzip relative flach an einem Fluss entlang. Doch leider immer mal wieder 50 m rauf und dann wieder runter. Ausserdem war der Belag meist weg, also fahren fast wie im Bachbett. Wenn der Asphalt mal da war, dann so holprig oder wellig, dass man nur ganz langsam fahren konnte. 5 Stunden fuer 47 km. 1200Hm aber netto nur 200 Hm gewonnen.
Ab Avni dann super glatter Asphalt auf der Hauptverbindungsstrasse von Tashkent (Usbekistan) nach Duschanbe (Hauptstadt von Tadschikistan). Da freut man sich doch, dass es nun auf guter Strasse bergauf geht auf einen 3200m hohen Anzob-Pass. Der kilometerschnitt wird schneller als auf dem vermeintlich ebenen Stueck vorher. Ein kurzer Schauer zieht durch, den ich im Ort unter einem Dach abwarte. Der erste Regen seit 4 Wochen.
Unterwegs erfahren, dass es eine Scheiteltunnel gibt, der den Pass verkuerzt. Darueber ist man doch auch nicht boese ;-). Die Frage ist nur um wieviel Hoehenmeter. Ich will an dem Tag noch unbedingt ueber den Pass. Also kraeftig treten. Unter geht es erst mal viele Kilometer relativ flach und schnell an einem Fluss entlang, dann ab einem Kohlebergwerk steigt es kraeftig an. Kurz vor demTunnel erzaehlen mir Leute, dass es 20 cm Wasser im Tunnel hat und kein Licht. Da bin ich doch froh extra am Tag vor der Abreise noch in eine starke LED Lampe 40 Lux, investiert zu haben.
Nun wird es kuehler, 11 Grad, zumal das Wetter eher wechselhaft ist.
Erreiche so gegen 20 Uhr das Tunnelportal auf 2650m, ziehe mich warm an und mache mich dann auf alles gefasst. Direkt vor dem Tunnel steht noch eine riesige Betonmischanlage, so dass man praktisch quer durch die Baustelle faehrt. Aus dem einen Tunnelportal kommen Autos und Wasser, aus dem zweiten nur Wasser. Zum Glueck ist wenig Verkehr. Drinnen nach kurzer Zeit keine Lampen aber jede Menge wassergefuellte Schlagloecher und teils Schotter, die man manchmal umfahren kann, indem man die Gegenfahrbahn benutzt. Wenn nicht, dann schaue ich immer ganz genau, ob sie nur 3 cm tief sind oder 30 cm. Mit dem schwerbepackten Rad in ein 30cm Schlagloch zu fahren waere fatal. Taste mich so langsam vorwaerts. Gelegentlich entgegenkommende Autos sind gut, weil man dann mehr sieht.
Habe das Gefuehl drinnen trotz der starken Lampe nichts zu sehen, durch die schwarzen Russwolken der LKWs und die Feuchtigkeit, die als Nebel im Tunnel haengt. Nach einiger Zeit geht es leicht bergab im Tunnel, dh. die Haelfte ist wohl ueberstanden. Zwischendurch stehen unbeleuchtete Baumaschinen im Tunnel.
Die letzten 500m wieder Deckenlampen und dann bin ich ploetzlich draussen, was ich aber erst kurz spaeter bemerke, weil es draussen inzwischen auch stockdunkel ist.
Die 5,5 km in etwa 30 Minuten gut ueberstanden, da war ich echt froh.
Auf guter Strasse noch 10km auf 1900 m bis zum naechsten Polizeiposten abgefahren. Dort wird wie zu Sowjetzeiten kontrolliert und haeufig auch registriert, d.h. wer wann wo durchgefahren ist.
Dort steht unter einem Dach ein Bettgestell, auf dem ich meine Matraze ausrolle. Habe schon Bedenken wegen des Schlafsack, muss aber nach einiger Zeit die zusaetzliche Sachen ausziehen. Die 11 Grad in der Nacht hat er gut gehalten. Mit mehr Kleidung sollte er auch fuer die auf dem Pamir zu erwartenden Temperaturen von um Null Grad reichen.

Dann noch 60 km bis Duschanbe. Sehr schoene Stadt mit weiten Alleen aus riesigen Platanen, unter denen man sich wie in einem Wald vorkommt. Steige in einem Hotel direkt neben der Oper ab. Leider heute Samstag keine Vorstellung, Sonntag wuerde Carmen gespielt, aber da will ich schon weg sein. Das Hotel ist aussen schoen, innen aber so heruntergekommen wie viele Bauten aus der Sowjetaera. Stelle erst spater fest, dass es in meinem Bad zwar eine Dusche, aber kein Waschbecken gibt. Das Wasser, das aus der Leitung kommt, hinterlaesst braune Schlammspuren in der Duschwanne, also auch mit Mikropurtabletten nicht als Trinkwasser geeignet. In anderem Hostel noch einige weiterer Radler getroffen und Pamirkarte von dt. Paar bekommen, die mit dem Auto unterwegs sind und schon im Pamir waren. Werde von ihnen zum Abendessen eingeladen, deshalb kein Internetblog aus Duschanbe.
Am naechsten Tag, Sonntag, ist Nationalfeiertag, Tag der Wiederversoehnung, nachdem Buergerkrieg 1992-1996.

Nun bin ich schon mitten drin im Pamir und 3 Tage an der afghanischen Grenze entlanggefahren, die sich hier immer am Fluss Panj entlangzieht. Die Strasse wechselt zwischen teils sehr gutem Belag und Zustand wie im Bachbett. Theoretsich war mal alles asphaltiert, aber davon ist gefuehlt nur noch die Haelfte vorhanden, und selbst da wo es Asphalt hat ist er so loechrig oder wellig, das man sehr vorsichtig fahren muss. Erstaunlich wie grosse LKWs auf so kleine Strassen passsen.
1895 wurde in einem Vertrag der Fluss als die Grenze zwischen dem zaristischen Russland und dem britisch beherschten Afghanistan festgelegt. Habe mich 5 Tage hochgearbeitet von Duschanbe 800m, 500m, 1100m, 1600m, 1950m (Uebernachtungsstellen) Hier in Khorog bin ich nun auf 2050 und nun wird es richtig hoch. Es folgen nun einige Paesse mit bis zu 4600m.

Geplante Strecke:
4100m Pass
Murgab 3500m
(Direkter Weg nach China ist nicht fuer Auslaender geoeffnet, deshlab doch Umweg ueber Kirgistan, aber ohne an Osh vorbeizukommen.)
4600m Pass
Grenze zu Kirgistan
Sary Tash
Irkestampass (Grenze zu China, 3600m)
Kashgar

Werde mich in ca 10 Tagen wieder aus Kashgar melden.

2 Kommentare:

  1. Hallo Jürgen,
    ich habe mir jetzt extra ein Google-Konto eingerichtet, um mit Dir Kontakt aufnehmen zu können. Deine Berichte klingen sehr abenteuerlich und ich wünsche Dir, dass Du alle Deine Unternehmungen auf dieser Reise gut überstehst. Es ist schon sehr mühsam, sich an dieser seidigen Strasse entlang zu tasten, anders kann man das nicht formulieren. Pass' gut auf Dich auf!
    Liebe Grüsse
    Lothar

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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